Eingeübte Hindernisse erkennen
Wir alle verbergen in unserem Unbewussten soviele "Storys". Geschichten über alle möglichen Dinge
unserer Welt, über andere Menschen und - was am tragischsten ist - über uns selbst.
Viele dieser Geschichten helfen uns, unkompliziert und erfolgreich durchs Leben zu kommen, aber einige von
ihnen sind böse Bremsklötze für unsere persönliche Entwicklung geworden. Sie spiegeln oft Aussagen
wichtiger Menschen aus unserer Vergangenheit, eigene Meinungen über uns aus vergangenen
Misserfolgen und Enttäuschungen oder eingeübte Rituale zu unserem eigenen Schutz wieder.
Sie sind zu automatisierten Reaktionsmustern geworden.
Nun hilft es wenig, sich selbst nach ihrem Auftreten zu beschimpfen und sich für die eigene
Inkompetenz zu kritisieren. In den wenigsten Fällen ist es auch von Erfolg gekrönt, sich
vorzunehmen "Nie wieder so zu reagieren". Die Burschen sind einfach zu sehr in unserem "Geist"
festgetackert. Was also tun?
Du kannst in Dir die Fähigkeit trainieren, diese eingeübten Hindernisse Deiner persönlichen Entwicklung
und Deines Selbstwerterlebens im Augenblick ihres Auftauchens zu bemerken. Nahezu jedes "negative" Gefühl wie: Angst, Wut,
Trauer, Verzagtheit, Aggressivität usw. ist von körperlichen Prozessen begleitet. Muskeln im Nacken- oder
Bauchbereich verkrampfen sich, Lippen pressen sich zusammen, die Fäuste ballen sich, ein Fuß
oder ein Bein beginnt zu wippen, Du lässt die Schultern hängen oder der Atem verändert sich spürbar.
Der Körper gibt Dir Signale - Du kannst sie nutzen.
Das sind doch alles wunderbare und starke Ereignisse, Deine Aufmerksamkeit von den wuseligen Gedanken und den
blockierenden und wenig nützlichen Gefühlen auf eine dieser Körperempfindungen zu lenken. Ich nenne
diese Möglichkeit einmal "Meditatives Wahrnehmen".
Meditatives Wahrnehmen
Wenn Dir bei "Meditation" jetzt Mönche im gelben Gewand, dauerlächelnde Menschen,
Klangschalen, "Ooooohm"-summende Herren und Damen, Verbeugungen mit gefalteten Händen,
asiatische Klöster oder irgendwelche Sekten in den Sinn kommen, hast Du sicher recht - auch das gibt es.
Nach über 40 Jahren Erfahrung mit all diesen Dingen kann ich Dir aber als erfolgreicher Unternehmer und
weitgehend entspannter Mensch folgende Definition anbieten:
Meditatives Wahrnehmen ist ein vollkommen passiver, klarer und bewusster geistiger Prozess.
Frei von Wissen, Meinungen, Absichten und Erwartungen. Um ihn zu trainieren, ist der Atem
ein hilfreicher und wirksamer Anker.
Um etwas für Deine persönliche Entwicklung zu tun, genügt es, dass Du Dich immer wieder an
wirklich einfaches HANDELN erinnerst - kleine Schritte eben. Dafür brauchst du Deinen Tagesablauf nicht
groß zu ändern, brauchst Dir keine teuren Geräte zu kaufen oder irgendwelche Seminare zu buchen. Dein
ruhiger Entschluss, diese Übungen als hilfreiche Feunde in Dein Leben einzubauen, reicht vollkommen aus.
Nur - glaube bitte nicht, die vorgeschlagenen Übungen lassen nach einigen Wochen der
Anwendung den Blitz der Erkenntnis in Dein Leben einschlagen. Das Bild von dem "steten Tropfen" der
"den Stein höhlt" ist da schon eher zutreffend. Also - lass diesen Tropfen nicht versiegen und kümmere Dich
nicht um den Stein.
Trainieren der Wahrnehmung
Das passive Wahrnehmen des Atems ist langfristig eine wirksame Übung. Du kannst sie als regelmäßiges Training
in Deinen Alltag einfügen indem Du Dich jeden Tag für ein paar Minuten aufrecht auf eine Stuhl setzt und
das Fließen Deines Atems beobachtest. Daneben bietet Dir Dein normaler Tagesablauf mit Sicherheit viele
Augenblicke und Möglichkeit diese Wahrnehmung zu trainieren. Wenn Du in der Schlange im Supermarkt stehst,
vor einer roten Ampel wartest oder sonst irgendwie "aufgehalten" wirst. Oder schaffe Dir zwischen zwei
regelmäßigen Tätigkeiten des Alltags eine kurze Pause des Einhaltens.
Aus meiner eigenen anfänglichen Erfahrung noch dieser nützliche Hinweis:
Es geht um das Trainieren der Wahrnehmung - nicht um das Trainieren des Atems. Der fließt von ganz allein.
Distanz zu Emotionen
Du brauchst jetzt nicht zu erschrecken - Emotionen sind ein unverzichtbarer Anteil jeder Persönlichkeit.
Sie bringen Würze in unser Leben und machen unseren Alltag bunt. Nur - manchmal können sie unser Denken
und unser Leben auch so richtig versauen. Wie kannst Du also klug mit ihnen umgehen? Emotionen sind,
wie schon erwähnt, in der Regel mit körperlichen Reaktionen verbunden. Wenn Du Dich auf diese Reaktionen
fokussierst, nimmst Du den unguten Emotionen und den verbundenen Gedankenschleifen schon einiges an Kraft.
Eine weitere sehr wirksame Technik ist, die augenblickliche Emotion laut oder leise zu benennen. Mit den
Worten: "Da ist Angst, Wut, Trauer, usw." erhältst Du zum einen Klarheit über die Art der Emotion; zum
anderen schaffst Du eine innerliche Distanz zu dieser Emotion. Nicht: "ICH BIN Wut, Angst, Trauer, usw.",
sondern: "da passiert Folgendes in mir".
Frieden schließen
WIDERSTAND - welch eine nützliche Eigenschaft unserer Psyche. Er sorgt für Entwicklung in unsere Welt,
lässt uns Lösungen und Alternativen finden, hilft Mangel und Krankheiten zu überwinden und erlaubt
das zu schaffen, was wir Fortschritt nennen.
Leider hat dieser Widerstande aber auch eine dunkle und sehr destruktive Seite. Sie lässt uns mit
dem Kopf gegen die Wand rennen, gegen Windmühlenflügel kämpfen und endlose Denk- und Grübelschleifen
in unserem Geist entstehen.
Wenn es gelingt in solch einer Situation die beiden oben genannten mentalen Techniken zu aktivieren,
kann es leichter gelingen, diese Situation zu verlassen oder zu erkennen, dass jetzt einfach nichts
getan werden kann. Du kannst mit den augenblicklichen Gegebenheiten "Frieden schließen". Es gibt JETZT
einfach nichts zu tun.
Dieses Training fördert mit der Zeit Deine Fähigkeit:
- zur Selbstwahrnehmung
- die Verbindung zwischen Gedanken, Gefühlen und Reaktionen bei Dir selbst und anderen zu erkennen
- zu wissen, welche Gefühle und Gedanken Deine Entscheidungen bestimmen.
- die Folgen Deiner unterschiedlicher Wahlmöglichkeiten zu erkennen.
- diese Erkenntnis auf Dein praktisches Handeln anzuwenden.